BMJ und BMAS haben am 20. April 2022 Referentenentwürfe zur Umsetzung der MobilRL – auch bekannt als UmwRL – vorgelegt. Die gesellschaftsrechtlichen Aspekte der UmwRL sollen durch das Gesetz zur Umsetzung der Umwandlungsrichtlinie (UmRUG) umgesetzt werden. Zur Umsetzung der mitbestimmungsrechtlichen Aspekte soll das MgVG geändert und ein neues Gesetz über die Mitbestimmung der Arbeitnehmer bei grenzüberschreitendem Formwechsel und grenzüberschreitender Spaltung (MgFSG) geschaffen werden.
Ausführlich dazu demnächst in der NZG!
Hier aber schon einmal die wichtigsten Punkte:
Grundlegende Weichenstellungen
- Es wird ein neues 6. Buch des UmwG über grenzüberschreitende Umwandlungen (Verschmelzungen, Spaltungen, Formwechsel) geschaffen.
- Es erfolgt keine überschießende Umsetzung für Personengesellschaften.
- Die Vorgaben der GesRRL werden überschießend auch für grenzüberschreitende Spaltungen zur Aufnahme unterhalb der 4/5-Schwelle umgesetzt.
Umwandlungsverfahren bei grenzüberschreitenden Umwandlungen
- Der Verschmelzungs-, Spaltungs- bzw. Formwechselbericht besteht künftig aus drei Teilen: (i) genereller Abschnitt, (ii) anteilsinhaberspezifischer Abschnitt und (iii) arbeitnehmerspezifischer Abschnitt. Neuerungen gibt es zudem insbesondere in Bezug auf Ausnahmen und Verzicht.
- Die Vorabbescheinigung wird neugestaltet und künftig direkt über das BRIS übermittelt.
- Neu ist insbesondere auch die Missbrauchskontrolle.
Schutz der Minderheitsgesellschafter bei grenzüberschreitenden Umwandlungen
- Bei allen drei Varianten der grenzüberschreitenden Umwandlung besteht ein Austrittsrecht gegen Barabfindung, wenn es dadurch für den betreffenden Gesellschafter zu einem „Rechtswechsel“ kommt. Speziell hinsichtlich der Annahme des Barabfindungsangebot, Vollzug des Austritts und Zahlung der Barabfindung bestehen wesentliche Unterschiede zur deutschen lex lata für nationale Umwandlungen.
- Bei grenzüberschreitenden Verschmelzungen und Spaltungen besteht zudem sowohl für die Anteilsinhaber übertragender als auch übernehmender Rechtsträger ein Anspruch auf Verbesserung des Umtauschverhältnisses; ist die ausgleichspflichtige Gesellschaft eine AG, KGaA oder SE, kann sie statt einer baren Zuzahlung zusätzliche Aktien gewähren.
Schutz der Gläubiger bei grenzüberschreitenden Umwandlungen
- Gläubiger einer deutschen übertragenden bzw. formwechselnden Gesellschaft haben einen ex ante geltend zu machenden Anspruch auf Sicherheitsleistung, der durch eine faktische Registersperre abgesichert wird.
- Bei grenzüberschreitenden Spaltungen besteht eine – auf das übertragene Nettoaktivvermögen begrenzte – gesamtschuldnerische Ausfallhaftung.
- Bei grenzüberschreitenden Formwechseln besteht zudem ein temporärer besonderer Gerichtsstand im Wegzugsmitgliedsstaat.
Schutz der Arbeitnehmer bei grenzüberschreitenden Umwandlungen
- Zum Schutz der Arbeitnehmer bestehen zum einen verschiedene Informations- und Konsultationsrechte.
- Hinsichtlich der Mitbestimmung der Arbeitnehmer gilt das – bei SE und grenzüberschreitender Verschmelzung – bewährte Grundkonzept aus Verhandlungsmodell und Auffanglösung; es gibt jedoch einige signifikante Neuerungen gegenüber dem bisherigen Rechtsrahmen für grenzüberschreitende Verschmelzungen.
Neuerungen bei nationalen Umwandlungen
- Die Regelungen zu Ausnahmen vom Bericht und Prüfungsbericht werden novelliert.
- Bei nationalen Verschmelzungen und Spaltungen haben ebenfalls sowohl die Anteilsinhaber des übertragenden als auch des übernehmenden Rechtsträgers einen Anspruch auf Verbesserung des Umtauschverhältnisses.
Weitere Neuerungen im SpruchG
- Es gilt ein genereller Anwaltszwang und der besondere Vertreter muss Rechtsanwalt sein.
- Die Zulässigkeit einer mehrheitskonsensualen Schätzung wird klargestellt.
- Neuerungen gibt es auch im Beschwerdeverfahren.
Prof. Dr. Jessica Schmidt, LL.M.
On 20 April 2022, the Federal Ministry of Justice and the Federal Ministry of Labour and Social Affairs have published ministerial drafts to implement the Mobility Directive in Germany. The company law aspects will be implemented by the Gesetz zur Umsetzung der Umwandlungsrichtlinie (UmRUG). The co-determination aspects will be implemented by amendments to the Gesetz über die Mitbestimmung der Arbeitnehmer bei einer grenzüberschreitenden Verschmelzung (MgVG) and by the creation of a new Gesetz über die Mitbestimmung der Arbeitnehmer bei grenzüberschreitendem Formwechsel und grenzüberschreitender Spaltung (MgFSG).
More in detail soon in the journal NZG!
But here already the key facts:
General considerations
- A new sixth book of the UmwG concerning cross-border operations (mergers, divisions, conversions).
- no „goldplating“ in the sense of an extension to partnerships
- but „goldplating“ for divisions by acquisition below the 4/5-threshold
protection of minority shareholders in case of cross-border operations
- In all three types of cross-border operations, shareholders have an exit right against adequate cash compensation if, as a result of the cross-border operation, they would be shareholders of a company governed by the law of a different Member State. There are significant differences in comparison to the lex lata for national mergers, divisions and conversions as regards the acceptance of the offer, the execution of the exit and the payment of the cash compensation.
- In case of cross-border mergers and cross-border divisions, both shareholders of a merging/dividing company and shareholders of an acquiring company may claim an additional cash payment if the share exchange ratio is inadequate; if the company liable to pay the additional cash payment is an AG, KGaA or SE, it may provide additional shares instead of a cash payment.
protection of creditors in case of cross-border operations
- creditors of a German transferring or converting company have a right to adequate safeguards which has to be claimed ex ante and which is protected by a de facto blockage of the register
- In case of cross-border divisions, there is a joint and several default liability, albeit limited to the value of the net assets allocated to the respective company.
- In case of cross-border conversions, the courts of the departure Member State have temporary special international jurisdiction.
protection of employees in case of cross-border operations
- There are information and consultation rights to protect employees.
- As regards employee codetermination the tried-and-test model of negotiations and standard rules – already known from the SE and cross-border mergers – applies; however, there are some significant innovations in comparison to the current legal framework for cross-border mergers.
innovations for national mergers, divisions and conversions
- The rules on exceptions from the requirement of a report and an expert report are amended.
- In case of national mergers and divisions, both the shareholders of the transferring and the acquiring legal entity have a right to request an additional compensation if the share exchange ratio is inadequate.
innovations in the SpruchG
- Representation by an attorney is generally mandatory and the special representative must be an attorney.
- It is clarified that if the defendant, the common representative and plaintiffs representing at least 90 % of the capital agree on an amount of compensation, the court may take this into account (“mehrheitskonsensuale Schätzung“).
- There are some amendments as regards the appeals procedure.