Vorwort zur 6. Aufl.

 

Ein Europäisches Unternehmensrecht gibt es bei herkömmlicher Betrachtung (fast) nicht: HGB, AktG und GmbHG sind deutsche Gesetze, nicht anders als WpHG und WpÜG. Aber alle diese nationalen Gesetze sind durch Europa und die europäische Gesetzgebung geprägt, teils sogar durch Europa überhaupt erst veranlasst.

Das hat gewichtige Auswirkungen für das Verständnis und die Auslegung dieses nationalen Rechts und das erlaubt seine besondere Darstellung, ja erfordert sie. Denn der nationale Rechtsanwender muss wissen, ob die von ihm herangezogene Norm rein nationalen Ursprungs ist oder europäisch geprägt; und er muss wissen, was diese europäische Prägung für seine Arbeit bedeutet. Das ist die Aufgabe dieses Buches.

Seit der 5. Aufl. 2012 hat sich das Europäische Unternehmens- und Kapitalmarktrecht so rasant entwickelt, dass große Teile dieses Buches quasi komplett neu geschrieben werden mussten. Vor allem im Europäischen Kapitalmarktrecht gab es in den letzten Jahren eine wahre Flut von neuen Rechtsakten, die teilweise bereits in Kraft getreten sind, teilweise erst in den nächsten Monaten bzw. Jahren Geltung erlangen werden. Wir haben uns insoweit zukunftsorientiert dafür entschieden, jeweils bereits den „neuen“ Rechtsakt zu behandeln, d.h. insbesondere MiFID II und MiFIR (ab 3.1.2018), die neue ProspVO (ab 21.7.2019) und die CSDR (die partiell erst ab 2025 gilt). Aber auch im Europäischen Unternehmensrecht hat sich seit 2012 viel getan. Man denke nur an die umfassenden Reformen im EU-Bilanz-und Abschlussprüfungsrecht, die Neufassung der EuInsVO, die Vernetzung der Handels- und Unternehmensregister, die „Comply or Explain“-Empfehlung, die Änderung der ARRL, die Kodifizierung von PubRL, KapRL, FusRL, SpRL, CBMD und ZNRL in der neuen einheitlichen GesRRL, das Projekt einer „Societas Unius Personae (SUP)“ sowie die Vorschläge für punktuelle Regelungen zum Konzernrecht. Wesentliche neue Meilensteine gesetzt hat aber auch der Europäische Gerichtshof mit einer Reihe bahnbrechender neuer Urteile, die selbstverständlich hier berücksichtigt sind.

Diese zahlreichen Neuerungen brachten notwendigerweise auch Änderungen in der Struktur dieses Buches mit sich. An der Grundkonzeption hat sich indes nichts geändert. Das Buch besteht nach wie vor aus einem systematischen Teil, in dem der heutige Stand des Europäischen Unternehmens- und Kapitalmarktrechts dargestellt wird, und einem zweiten Teil, in dem die maßgebenden europäischen Rechtsakte erläutert werden. Mit Blick auf Zahl und Umfang der vielen neuen Rechtsakte insbesondere im Bereich des Kapitalmarktrechts –

die darüber hinaus ständig geändert und durch eine Vielzahl von Level 2-Rechtsakten konkretisiert werden – haben wir uns allerdings dafür entschieden, nur noch die

zentralen gesellschaftsrechtlichen Rechtsakte in diesem Werk abzudrucken. Alle in den Fundstellenverzeichnissen genannten Rechtsakte können jedoch auf der Homepage des Buches <www.lbs-europur.de>, die laufend aktualisiert wird, abgerufen werden.

 

Das Buch entspricht in allen seinen Teilen dem Stand vom 30. Juni 2017. 

 

Alle Benutzer dieses Buches bitten wir herzlich um Kritik und Anregung.

 

Bayreuth, Bonn und Jena, im Juli 2017

 

Walter Bayer                                           Jessica Schmidt                                      Marcus Lutter

 

 

 

Prof. Dr. Walter Bayer

Lehrstuhl für Bürgerliches Recht, Handels- und Gesellschaftsrecht,

Privatversicherungsrecht und Internationales Privatrecht

Friedrich-Schiller-Universität Jena

Carl-Zeiß-Straße 3

07743 Jena

E-Mail: w.bayer@recht.uni-jena.de 

 

Prof. Dr. Jessica Schmidt, LL.M.

Lehrstuhl für Bürgerliches Recht, deutsches, europäisches und internationales

Unternehmens- und Kapitalmarktrecht (Zivilrecht I)

Universität Bayreuth

Universitätsstr. 30

95447 Bayreuth

E-Mail: jessica.schmidt@uni-bayreuth.de

 

Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Marcus Lutter

Zentrum für Europäisches Wirtschaftsrecht der Universität Bonn

Adenauerallee 24–42

53113 Bonn

E-Mail: marcus.lutter@jura.uni-bonn.de